Der gegrillte Mann by Betty Mindlin (Hg.)

Der gegrillte Mann by Betty Mindlin (Hg.)

Autor:Betty Mindlin (Hg.) [Mindlin, Betty]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Amazonas, Brasilien, Erotik, Indianer, Lateinamerika, Liebe, Mythen
Herausgeber: Unionsverlag
veröffentlicht: 2015-12-19T16:00:00+00:00


Die gierige Frau

Erzähler: Galib Pororoca Gurib Ajuru

Übersetzer: Pacoré Marina Jabuti, ins Jabuti; Sérgio Ajuru, vom Jabuti ins Portugiesische

Eine Frau war sehr hübsch und sehr gierig. Nie konnte sie genug Fleisch bekommen, ihr Mann war ständig auf der Jagd.

Irgendwann war er es leid. Statt zu jagen, ging er in den Wald und schnitt sich Stücke aus dem eigenen Fleisch heraus. Er brachte sie seiner Frau und sagte, es sei die Beute des Jaguars, die er gefunden und mitgenommen habe.

Die Zeit verging und er wurde immer dünner. Sein Freund – Waiküb auf Ajuru – sagte zu ihm:

»Waiküb, du wirst immer dünner, weil du dem Jaguar all sein Fleisch stiehlst!«

Der Mann brachte weiter sein eigenes Fleisch nach Hause und erklärte, der Jaguar habe es erlegt. Er behauptete sogar, es dem Jaguar gestohlen zu haben.

»Bring mir die Knochen, damit ich das Mark herauslutschen kann!«, bat ihn sein Freund, der allmählich Verdacht schöpfte.

Der Jäger war einverstanden. Er ging mit seinem Freund aufs Feld und verschwand dann allein, um, wie er sagte, jagen zu gehen.

Der Freund wollte nicht länger warten und ging ihn im Wald suchen. Er fand seine Fußspuren und folgte ihnen bis dorthin, wo der Jäger saß und sich das Fleisch herausschnitt.

Als er seinen Freund kommen sah, wollte er schnell die Wunde schließen, so wie jeden Tag, aber diesmal blieb die Wunde offen.

»So machst du es also!«, rief der Freund entsetzt.

»Ja, genau so, und das schon eine ganze Weile, und alles nur wegen meiner gefräßigen Frau!«

»Warum bleibst du auch bei ihr, wenn sie so gefräßig ist?«, wollte sein Freund wissen.

Der Jäger, der seine Frau liebte, nahm das eigene, in Blätter gewickelte Fleisch und blies darauf. Da verwandelte es sich in Ratten, viele Ratten, die eilig davonliefen.

»Diese Tiere werden all euren Mais vernichten, die ganze Ernte!«

Da wandte er sich an seinen Freund und bat ihn, ihn mit seinen eigenen Pfeilen zu erschießen.

»Das kann ich nicht!«, sagte der Freund, denn er hatte Mitleid mit ihm.

Der Mann der gierigen Frau war auf einen Baum geklettert und redete weiter auf seinen Freund ein, er solle auf ihn schießen und ihn töten. Dem Freund blieb keine andere Wahl, aber da er den anderen sehr gern hatte, schoss er ohne Kraft, denn er hatte nicht den Mut, ihn zu töten. Der Mann der gierigen Frau musste sich die Pfeile selbst ins Fleisch stoßen.

Da er nicht starb, bat er ihn immer wieder, auf ihn zu schießen. Bald hatte der Freund die Pfeile des Jägers aufgebraucht und musste seine eigenen nehmen. Diesmal schoss er mit aller Kraft; da fiel der Mann der gierigen Frau vom Baum und lief schreiend weg.

Zu Tode erschrocken lief der Freund nach Hause. Nicht mal am Fluss machte er Halt, um zu baden, wie die Indianer es sonst immer tun, wenn sie unterwegs sind. Zurück im Dorf bat er den Schamanen, sein Badewasser zu segnen. Er erzählte seiner Frau und dem Schamanen in allen Einzelheiten, was geschehen war.

Sie rauchten Rapé und der Freund spuckte viel Blut – das Blut des Mannes, auf den er geschossen hatte.

Der Mann der gierigen Frau hatte sich noch einmal mit dem Freund verabredet.



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